Historischer Rückblick: Die Heyestraße-Süd im Wandel der Zeit
Südliches Gerresheim im Wandel – neue Impulse für die Heyestraße-Süd

Die südliche Heyestraße blickt auf eine interessante Geschichte zurück, die den Stadtteil Gerresheim nachhaltig geprägt hat. Über viele Jahrzehnte fungierte die ehemalige Glashütte mit ihren Werkssiedlungen als zentraler wirtschaftlicher und sozialer Ankerpunkt. Im Rahmen der ersten italienischen Zuwanderungen kamen neue Arbeitskräfte nach Gerresheim, deren kulturelle Einflüsse bis heute sichtbar sind und sich unter anderem in einer vielfältigen italienischen Gastronomie widerspiegeln. Wenngleich das Gelände der Glashütte seit vielen Jahren brach liegt, haben die Entwicklungen die Identität des Standorts nachhaltig geprägt. Nun gilt es, das Quartier als lebendigen Stadtteil mit vielfältigen Perspektiven zu stärken. 

Im Zentrum des Quartiers liegt die südliche Heyestraße – einst Lebensader des Viertels, heute ein Ort mit großem Potenzial. Mit gezielten Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raums, zur Stärkung des lokalen Handels und zur besseren Vernetzung der verschiedenen Akteure und Institutionen vor Ort wird die Heyestraße-Süd zu einem attraktiven Mittelpunkt für Bewohner:innen, Gewerbetreibende und Besucher:innen gleichermaßen. 

Der markante Glasturm, das Kesselhaus sowie die Elektrozentrale der ehemaligen Glashütte. Quelle: Glasmacherviertel

Die Glashütte Gerresheim

Die Geschichte der Heyestraße-Süd ist untrennbar mit der Glashütte Gerresheim verbunden – einem der bedeutendsten Industrieunternehmen im Düsseldorfer Osten. Gegründet im Jahr 1864 durch Ferdinand Heye, entwickelte sich die Glashütte in kurzer Zeit zu einem der größten Arbeitgeber in Gerresheim.

Im Fokus der Produktion standen zunächst Glasverpackungen für die Industrie, insbesondere für Lebensmittel, Getränke und Kosmetika. Mit zunehmender Industrialisierung und der Expansion des Handels stieg der Bedarf enorm – und damit auch die Zahl der Beschäftigten. Die Glashütte prägte das Leben Tausender Menschen: In Hochzeiten arbeiteten hier über 2.000 Mitarbeiter*innen, viele davon lebten mit ihren Familien in unmittelbarer Nähe zur Produktionsstätte.

Besonders prägend war die internationale Zusammensetzung der Belegschaft. Vor allem viele italienische Arbeitskräfte kamen ab den 1950er Jahren nach Gerresheim, um in der Glashütte zu arbeiten – ein Erbe, das sich in der Gastronomie, den Geschäften und der nachbarschaftlichen Struktur rund um die Heyestraße-Süd widerspiegelt.

Mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel kam der Niedergang: 2005 wurde die Glashütte geschlossen, rund 300 Arbeitsplätze gingen verloren. Zurück blieb ein großflächiges, brachliegendes Areal – das sogenannte Glasmacherviertel – sowie ein tief verwurzeltes industrielles Erbe, das das Selbstverständnis des Stadtteils bis heute beeinflusst.

Ehm. Hochbunker / Bauwerk 18

Der ehemalige Hochbunker an der Kreuzung Heye-/Morperstraße ist eines der auffälligsten Gebäude im südlichen Teil Gerresheims – und ein Symbol für den Wandel des Stadtteils. Ursprünglich als Luftschutzbunker während des Zweiten Weltkriegs errichtet, diente das massive Gebäude Jahrzehnte lang als stillgelegter Zeitzeuge mitten im Quartier.

Nach Jahren des Leerstands wurde der Bunker aufwendig saniert und umgebaut – und ist heute ein Ort für modernes Arbeiten, Kreativität und Begegnung. Unter dem Namen „Bauwerk 18“ beherbergt der ehm. Bunker heute Wohn- und Büroräume, Coworking-Spaces und eine Kindertagesstätte.

Durch seine Lage an der Schnittstelle zwischen der Bestandslage der Heyestraße und dem zukünftigen Glasmacherviertel übernimmt der Hochbunker bereits heute eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen Alt und Neu – sowohl funktional als auch symbolisch.

Hochbunker/ Bauwerk 18. Quelle: cima
Hochbunker/ Bauwerk 18. Quelle: cima
Die Gustav-Adolf-Kirche und das Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Gerresheim. Quelle: Evangelische Kirche
Die Gustav-Adolf-Kirche und das Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Gerresheim. Quelle: Evangelische Kirche

Evangelische Kirche Gerresheim

In der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Gerresheim treffen sich Menschen, um mehr über ihren christlichen Glauben zu erfahren, einander darin zu stärken und Gemeinschaft zu erleben. Die Gemeinde lebt tätige Nächstenliebe durch ihr soziales Engagement im Stadtteil.

Ihr Gelände an der Heyestraße 93-95 ist eine grüne Oase, die vom Pillebach durchflossen wird und von der Nachbarschaft sehr gern besucht wird. Das Grundstück mitsamt dem der benachbarten Grundschule wurde 1867  gespendet von der Unternehmerfamilie Heye, Gründer und Besitzer der Gerresheimer Glashütte.

Die Gustav-Adolf-Kirche wurde im Jahr 1872 nach Plänen des preußischen „Star-Architekten“ Friedrich Schinkel erbaut. Ihr Innenraum ist eine Mischung aus traditionellen und modernen Elementen. Er wurde von den Innenarchitekten Lepel & Lepel gestaltet und 2015 mit einem Architekturpreis ausgezeichnet. Im Kirchturm läuten an normalen Tagen zwei oder drei Bronze-Glocken, zu besonderen kirchlichen Festen alle vier.

Das alte Gemeindehaus mit dem großen Saal stammt von 1900. Das Neue mit dem beliebten Café MITTENDRIN wurde 2010 erbaut. Hier schlägt das Herz der Gemeinde: zahlreiche Ehrenamtliche verwöhnen die Gäste, es gibt Ausstellungen und Vorträge, Musik und dienstags die Sozialsprechstunde „Brötchen und Beratung“.

Pfarrerinnen und Pfarrer feiern jeden Sonntag mit der Gemeinde Gottesdienst. Junge Familien besuchen gern die „Kirche Kunterbunt“. Abwechslungsreich, kreativ und ungewöhnlich wird ihnen dort ein Zugang zu Kirche und christlichem Glauben eröffnet.

Zwei Kantorinnen laden Kinder, Jugendliche und Erwachsene zur Chormusik ein und studieren mehrmals im Jahr Konzerte und Musicals ein.

Im „Heye 95“ bieten pädagogische Fachkräfte für Jugendliche eine „Offene Tür“ mit spannenden, abwechslungsreichen Angeboten zur Freizeitgestaltung.

Aktuelle Angebote und weitere Infos: www.evangelisch-in-gerresheim.de

Heyebad

Das Heyebad (Torfbruchstraße 350) zählt zu den prägenden Zeugnissen der Industriekultur in Gerresheim. Ursprünglich als öffentliche Badeanstalt konzipiert, diente es über viele Jahrzehnte als wichtiger Erholungs- und Begegnungsort für die lokale Bevölkerung.

Seit Jahren beherbergt das Heyebad nun die städtische Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung „Heyebad“ und bietet Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 6-27 Jahren die Möglichkeit zur attraktiven Freizeitgestaltung.

Badeanstalt Heyebad. Quelle: Förderkreis Industriepfad
Badeanstalt Heyebad. Quelle: Förderkreis Industriepfad
Bahnhof Gerresheim. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf
Bahnhof Gerresheim. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf

Bahnhof Gerresheim

Der Bahnhof Gerresheim bildet seit jeher einen wesentlichen Bestandteil der Infrastruktur und Entwicklung des Stadtteils. Bereits in der Zeit der industriellen Blüte war er als wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr von zentraler Bedeutung. Der Bahnhof wurde 1838 durch die Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft errichtet und ist einer der ältesten Bahnhöfe Deutschlands.